28.10.2005 - Businesspark EUROCOM Nürnberg
28.10.2005 - Businesspark EUROCOM Nürnberg
Vernissage: | 28.10.2005 |
Titel: | Ausstellungstitel: Ich bin schön |
Örtlichkeit: | Businesspark EUROCOM Nürnberg |
Zeitraum: | 28.10.2005 bis 27.11.2005 |
Laudatio: | Bundesministerin Frau Renate Schmidt |
Projektleitung: | Die Galerie mit der blauen Tür und Liz Bayerlein |
Mit freundlicher Unterstützung von: | KiB Projekt GmbH und Der Beck |
Liebe Liz Bayerlein, meine sehr geehrten Herren und Damen, seit unseren mehrmaligen Verabredungsversuchen für diesen Anlass hat es einige politische Turbulenzen hierzulande gegeben. Und mein Besuch in Ihrem Atelier ist nun auch schon wieder fast vier Jahre her. Deshalb bin ich heute sehr gerne hierher gekommen. Denn erstens ist eine Vernissage – zumal in meiner und inzwischen auch Ihrer schönen Heimatstadt Nürnberg - immer etwas aufregend Neues und Schönes. Zweitens möchte ich Künstlerinnen und Künstler auf ihrem oftmals mühsamen Weg unterstützen. Und drittens freut es mich, Ihren Weg ein Stück weiter begleiten zu können, liebe Liz Bayerlein. Die Gesellschaft wäre arm ohne die Kunst, aber sie tut immer noch so, als wäre Kunst mehr oder weniger überflüssig und als könne man sich ihrer nach Bedarf – möglichst kostenlos – bedienen. Es war von jeher schon für männliche Künstler schwierig, mit ihren Werken die gebührende Anerkennung zu finden. Nur wenigen ist dies zu Lebzeiten gelungen. Den Frauen aber ist in der Geschichte der bildenden Kunst lange kein adäquater Platz eingeräumt worden, wiewohl es sie als aktive Gestalterinnen immer gegeben hat. Es war die Frauenbewegung, die beharrlich und in mühsamer Recherche Malerinnen ins rechte Licht rückte – viele leider erst postum und manchmal endete es auch als Hollywood-Film wie das Leben von Frida Kahlo: Sie hat den Verdienst, darauf gedrängt zu haben, dass die originäre Schaffenskraft der Frauen endlich gewürdigt wurde. Auch mein bisheriges Ministerium tut dies und fördert mit dem Gabriele-Münter-Preis alle drei Jahre mit 20.000 Euro Künstlerinnen über 40; gewiss eher ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber eine nicht zu unterschätzende Ermutigung. Anrede, ich habe heute die Ehre, eine Frau vorzustellen, deren Weg zur Verwirklichung ihrer künstlerischen Begabung auch wahrlich mühsam war. Da sagten die Eltern erst einmal: „Brotberuf geht vor!“, als sie 18 war. Nach diesem Veto kam mit 21 die Heirat, mit 23 das erste Kind und die klassische Frauenrolle mit Mann, Kindern, Haus und Garten. „Die Kunst war ein Teil von mir, nur konnte ich sie nicht leben“, sagt sie zu diesem Lebensabschnitt. Für die malerische Kreativität war erst Zeit, als die Söhne erwachsen waren und Liz Bayerlein 41. Es gehörte viel Courage dazu, sich mit 43 – ab dem 30. Lebensjahr ist bei den Hochschulen Eingangsschluss – in der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg um einen Studienplatz zu bewerben. Sie fand Gott sei dank Ermunterung durch kluge akademische Lehrer und urteilskräftige Förderer. Ihnen allen sei Dank für diese Weitsicht. Sie haben wohl getan und einen Schatz gehoben. Aufgrund ihrer „außergewöhnlichen künstlerischen Begabung“ schaffte sie sämtliche Hürden der Ausbildung und beschritt endlich den ersehnten zweiten Weg – zur Kunst. Ungegenständliche Kollagen in Erdtönen mit einem schlagenden roten Herz im Zentrum standen am Anfang. „Erotik und Lust pur“, lobte ein Kritiker. Schon in der ersten Werkphase war das Zusammenspiel leuchtender Farben im Geiste von Francis Bacon fester Bestandteil der Bilder. Es folgten Ende der 90er Jahre Frauenakte, dreidimensional durch Einsatz unterschiedlichster Materialien, eine expressive Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur und der selbstbewussten modernen Frau von heute. Für diese kraftvollen Menschenbilder erhielt sie 1999 einen Publikumspreis. Die Technik mit Öl und Acryl, großformatig zuerst auf Papier, dann auf Leinwand, behielt sie bei. Sie zeichnete nach Modell, analysierte die visuelle Erfahrung, und setzte sie malerisch um in reduzierte klare Formen. Stark kontrastierende, leuchtende Farben übersetzen die Körpersprache, geben Stimmungen und Emotionen Ausdruck – hierin ganz expressionistischer Stil – und, und erzeugen so ein Strahlen von innen. Die voluminösen Körper der Menschenbilder mit winzigen Händen und Füßen sind Typisierungen und geben – forciert durch die Farbgebung – Einblicke in elementare Empfindungen des Gegenübers. Liz Bayerlein sagt über ihr Motiv und ihre Sujets: „Ich male Menschen, weil sie mich interessieren, versuche, sie über Form und Farbe zu charakterisieren. Dass es mir dabei nicht auf die realistische Wiedergabe ankommt, ist ersichtlich. Viel mehr interessiert mich das, was mein Gegenüber versucht nicht preiszugeben.“ So hat sie ihre ganz eigene unverwechselbare Bildsprache gefunden: Genau kalkulierte Kompositionen, darauf gerichtet, bei der Vollendung des Bildes im Auge des/der Betrachtenden teils Vertrautheit, teils Irritation und mithin Faszination hervorzurufen. Das macht die lang anhaltende Spannung aus, wie sie in der Kunst unerlässlich ist. Anrede, die Menschenmalerin hat für ihr mittlerweile beeindruckendes Oeuvre im In- und Ausland inzwischen viel Anerkennung durch das Publikum, durch Ankäufe und finanzielle Förderungen erfahren, das ist gut so und soll auch so bleiben, denn Künstlerinnen und Künstler sollten von ihrer Kunst auch leben können. Diese Zweite-Bildungsweg-Frau hat auf ihrem künstlerischen Weg durch viele Ausstellungen von der Kraft ihrer Gestaltungsmöglichkeiten überzeugt. Wer erst in der zweiten Lebenshälfte kreativ werden kann, hat bereits einen Rucksack auf dem Rücken, voll gepackt mit Erfahrungen. Und hat somit auch einen tiefer dringenden Blick für das „Objekt Mensch“, und das, was unter seiner Oberfläche verborgen ist. In ihren Worten: „Der Mensch ist das Spannendste, ein unendliches, variantenreiches Thema – das Leben schlechthin!“ kommt die Neugier und die Einfühlsamkeit zum Ausdruck, die Bayerleins Kunst ausmacht. Trotz des kritisch hinterfragendes Blicks und des analytischen Ansatzes sind ihre Arbeiten frisch, geprägt von einer positiven Einstellung zum Leben, und sie zeugen auch von der eigenen Befindlichkeit – eine wichtige Dimension. Denn: „Jeder dargestellte Körper sagt genauso viel aus über sich wie über den Maler – zwei Individuen verschmelzen auf ewig miteinander.“.(L.B.) Mit dem Motto „Wer wagt, gewinnt“ hat diese Riesenbegabung auch das Quäntchen Glück gehabt, das den Tüchtigen gebührt. Das Bild „Auf dem Weg“ von 2003 zeigt es am besten: Eine beharrlich vorwärts strebende zielorientierte Gestalt, nach Eroberung drängend – eine Frau auf ihrem im zweiten Anlauf gefundenen Weg zur Kunst. Und auf diesem wünschen wir weiterhin zu unserem eigenen Gewinn große Resonanz und viel Erfolg. |